Kurzer geschichtlicher Abriss

Am 3. Mai 1817 geht das kurfürstliche Bräuhaus Miesbach in den Privatbesitz des Augustin Waitzinger über. Dessen Schwiegertochter Susanna Waitzinger (ihr Mann Max Waitzinger war 1855 verstorben) erbaut 1877 „auf der Höhe des prächtigen Waitzinger Gartens einen großartigen Keller, wie er schöner wohl nirgends zu treffen ist“ (Heimbucher, 1883).

Dass Susanna Waitzinger (1811-1880) mit 68 Jahren noch ein solches Projekt anpackt, ist  bezeichnend für den damals in Miesbach herrschenden Zeitgeist; Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten und Glaube an die Zukunft lassen ein so großes Werk mit Selbstverständlichkeit entstehen.

Gut 25 Jahre später lassen die Expansion der Brauerei wie auch die Nachfrage nach einem großen Veranstaltungsraum mit Bühne in Carl Fohr und Direktor Zacharias Wolff den Entschluss reifen, die Waitzinger Keller-Halle zum Waitzinger Keller-Saal umzubauen.

Am 5. August 1906 findet die festliche Eröffnung statt: Der Saal ist vorläufig ganz in Weiß, das südliche Ende bildet die Bühne, in die nördliche Wand ist ein riesiges gemaltes Fenster eingelassen, ein Werk des Glasermeisters Andrä Egger. Der Saal, der wirklich eine Errungenschaft für Miesbach ist, fasst in der splendiden Verteilung der Tische bequem 600 Personen…

Der Saal erlebt eine große Blütezeit. Ob Märchenoper, Volkstheater, Schulspeisung, Parteiveranstaltungen, Ballettaufführungen, sogar Vergleichskämpfe der Boxstaffel des hiesigen Turnvereines, Konzerte der Stadtkapelle, legendäre Faschingsbälle, Frühjahrssingen oder „Wallenburger Verlobung“ - Generationen von Miesbachern sind stolz auf ihren Waitzinger Keller.
Erst in den 1970er  Jahren tritt eine Wende ein. Weil die Waitzingerbräu AG als Eigentümerin zu Renovierungen nicht bereit war, muss der Saal wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Eine Ära geht zu Ende! Nach langjährigen Verhandlungen mit den Nachfolgern, der Firma Paulaner-Salvator-Thomasbräu AG, gelingt es der Stadt Miesbach im Jahre 1987, das gesamte Waitzingergelände zu erwerben. Zwischen 1993 und 1997 wird der Waitzinger Keller zum Kulturzentrum umgebaut. Die feierliche Wiedereröffnung findet im September 1997 statt.